Bevölkerung

Chévalerie – Das Rittertum

Säule, Herz und Seele des Vexin ist das Rittertum. Jedes Cent wird von einem Ritter als Lehen verwaltet, jeder Seigneur, ja jeder Herzog hat den Ritterschlag empfangen. Das Band gleicher Ideale, diese Bruderschaft und Verwaltungsapparat zugleich bildende Gemeinschaft hat das Fortbestehen des Herzogtums ermöglicht und garantiert es für die Zukunft.

Diese Gens d’Armes (bewaffnete Edelleute) sind in einem komplexen Netz aus Verpflichtungen und Abhängigkeiten verwoben. Jeder Chévalier hat einen Herrn, dem er entweder als Vasall oder als Hausritter dient. Vasallen erhalten von ihrem Herrn ein Lehen, für das sie dem Herrn Abgaben und Kriegsdienst schulden. Als Gegenleistung ernähren sie sich und ihre Familie aus den Einnahmen aus den Ländereien und bilden die Campagnarde, die Schicht Landhaltender Edelleute.
Hausritter treten in den Dienst eines Seigneurs oder des Herzogs, erhalten für ihre Dienste aber kein Lehen. Ihre Dienste werden mit Unterkunft, Verpflegung und Lohn vergolten. Im Gegensatz zu lehenshaltenden Rittern müssen Hausritter im Krieg nur samt ihres Knappen dem Herrn folgen, während ein Lehensritter zusätzlich noch eine Schar Bewaffneter ausrüsten und anführen muss. Der Weg des Ritters folgt einem fest gefügten Lebenslauf. Ein junger Bursche von adliger Geburt wird an den Hof des Herrn oder eines Freundes gegeben, wo er zum Pagen ausgebildet wird. Er lernt Benimm, Bedienen und Umgangsformen, bis er alt genug ist, von einem Ritter als Knappe angenommen zu werden.
Entgegen der weitläufigen Meinung ist ein Knappe nicht immer in Begleitung seines Ritter unterwegs. Die Waffenausbildung findet meist für alle Knappen eines Haushalts gemeinsam statt, nur durch einen ausgewählten und verdienten Ritter geführt. Am Hofe des Herzogs zum Beispiel wird dieses Amt zur Zeit von Etienne de Maurevert bekleidet, der sich durch seine harte Schule zum Albtraum einer ganzen Knappengeneration gemacht hat. Die Unterweisung in Tugendhaftigkeit und Verhalten findet auf Reisen statt. Der Ritter belehrt seinen Knappen über das Wesen der Ritterschaft, über Pflicht und Demut. An Höfen lehrt er ihn Umgangsformen, im Feld lernt er, auf seinen Herrn acht zu geben und sich zu behaupten.
Ist der Knappe am Ende seiner Ausbildung, führt ihn sein Ritter vor den Herzog, wo er den althergebrachten Schwur leistet. Er schwört Treue, Demut und Pflichtschuldigkeit, woraufhin der Herzog ihn in die Ritterschaft des Vexin aufnimmt. Dabei schwört der Ritter als erstes dem Herzog Treue, bevor er in die Dienste eines anderen Adligen tritt. Dadurch ist gewährleistet, dass kein Seigneur eine unabhängige Hausmacht gegen seinen Souverän bilden kann. Nach dem Ritterschlag führt der Weg den jungen Ritter meist von Turnier zu Turnier oder in ferne Feldzüge, um Ruhm und Reichtum zu gewinnen. Vielleicht wird er die Aufmerksamkeit eines anderen Adligen erringen und in dessen Dienste treten, vielleicht wird er das Lehen seines Vaters erben. Vielleicht wird er sein Leben der Wanderschaft, als „Fahrender Ritter“, widmen. Was auch immer er tut, er gehört nun zur angesehensten Schicht seiner Heimat, einer Schicht, die Literatur, Dichtung und Ethik des Vexin seit Jahrhunderten bestimmt hat.